Für die Ausstellung „Droste Digital“ gestalten die Autorinnen Nora Gomringer und Dorothee Elmiger sowie die Künstler*innen-Kollektive Anna Kpok und Hyphen-Labs neue Museumsräume im Obergeschoss von Burg Hülshoff, das damit erstmals für das Publikum zugänglich wird. Die Ausstellung zu digitalisierten Handschriften von Annette von Droste-Hülshoff wird im September 2022 eröffnet und holt das Leben und Schaffen der Dichterin in die Gegenwart.
Am Wochenende waren die Künstlerinnen zu Gast auf Burg Hülshoff, um in einem mehrtägigen Workshop an der Gestaltung von bisher nicht zugänglichen Räumen im Obergeschoss der Burg zu arbeiten. Die Künstlerinnen setzen dabei ausgewählte digitalisierte Handschriften von Droste spielerisch und intermedial in Szene.
Dorothee Elmiger gestaltet im Studierzimmer von Drostes Vater Motive aus „Die Judenbuche“. Nora Gomringer inszeniert im Kinder- und Jugendzimmer von Annette von Droste-Hülshoff deren Frühwerk, das Dramenfragment „Bertha. Oder die Alpen“, das die Dichterin schon mit 16 Jahren schrieb. Das internationale Künstlerinnen-Kollektiv Hyphen-Labs (Ece Tankal und Carmen Aquilar y Wedge) arbeitet mit den digitalisierten Handschriften zum Gedicht „Die Elemente“ und beschäftigt sich im ehemaligen Badezimmer mit dem Verhältnis von Natur und Kultur. Und Almut Pape und Emese Bodolay vom Künstlerinnen-Kollektiv Anna Kpok verarbeiten den nie veröffentlichten Gedichtzyklus „Klänge aus dem Orient“ auf dem Dachboden. In zwei weiteren Räumen, die zur Einführung in das Thema der Ausstellung dienen, wird unter anderem der Prozess der Digitalisierung der Handschriften gezeigt. Die Besucher*innen können hier auch einen genauen Blick auf die zum Teil mikroskopisch klein beschriebenen Blätter werfen, und sehen, wie sie sich beim Schreibprozess füllten.
Die Künstler*innen
Dorothee Elmiger (*1985) schreibt Romane, Essays, Montagen und Texte zur Kunst. Zuletzt erschien 2020 der Text „Aus der Zuckerfabrik“ (Hanser). Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, für die Bühne adaptiert und vielfach ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in Zürich.
Nora Gomringer (1980) ist Lyrikerin und Performerin. Sie tourt mit Rezitationsprogrammen von Dorothy Parker, Heinrich Heine und zur Konkreten Poesie. Sie stellt weite Teile ihres Schaffens stets in Beziehung zu Autorinnen, Bildenden Künstlerinnen und Komponistinnen. Zuletzt wurde sie mit der Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz für ihr lyrisches Werk geehrt. Sie leitet das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg.
Das Künstlerinnen-Kollektiv Anna Kpok (Emese Bodolay/Almut Pape) aus Bochum entwickelt ortsspezifische Kunstformen in den Bereichen Game-Theater, Performance und Installation. Diese interaktiven (Spiel-)Räume, die alle Beteiligten miteinander erschaffen, laden dazu ein, tradierte Hierarchien zwischen Rezipientinnen und Produzent*innen zu überwinden. Ihr kollektives digitales Schreibprojekt „Horror Vacui“, das ebenfalls mit dem CfL zusammen entsteht, erhielt 2021 den Preis „Digitale Dramaturgie“ des NRW KULTURsekretariats.
Hyphen-Labs (Ece Tankal/Carmen Aguilar y Wedge) ist ein internationales Kunst- und Designstudio mit Sitz in London, das an der Schnittstelle von Technologie, Kunst und Wissenschaft arbeitet und sich mit dem Phantastischen und Absurden befasst. Hyphen-Labs schafft surreale, futuristische Installationen, in die das Publikum eintauchen kann.
Mit „Droste Digital“ macht Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL) zum ersten Mal digitalisierte Handschriften aus dem umfangreichen Nachlass von Annette von Droste-Hülshoff für das Publikum zugänglich. Die Ausstellung beschreitet in der Vermittlung und zeitgemäßen Aufbereitung von Literatur- und Kulturgeschichte neue Wege. Sie ist digital und partizipativ ausgerichtet, um eine produktive Spannung zwischen dem kulturellen Erbe und der Gegenwart zu schaffen.
„Droste Digital“ entsteht derzeit in der oberen Etage des Herrenhauses von Burg Hülshoff in Havixbeck. Die Ausstellung wird am 15. September 2022 eröffnet und läuft bis September 2023.
Die Ausstellung “Droste Digital” ist eine Eigenproduktion von Burg Hülshoff – Center for Literature und wird gefördert durch die LWL-Kulturstiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm »Digitalisierung in Kultur und Medien«.
In Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin, der LWL-Literaturkommission für Westfalen, dem LWL-Archivamt, dem Literaturmuseum der Moderne – Deutsches Literaturarchiv Marbach, Burg Vischering und dem Kulturgut Haus Nottbeck.
Foto: Ute Friederike Schernau