Paderborn. (cpd) Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn kritisiert das vom Bundesfamilienministerium überraschend angekündigte Ende des bundesweiten Förderprogramms „Sprach-Kitas“. Das seit elf Jahren durchgeführte Programm zur Sprachentwicklung von Kindern in Kitas sei nachweislich sehr erfolgreich, gerade in einer Zeit, in der die Entwicklung von Kindern unter den Corona-Maßnahmen extrem gelitten habe, sagt Magdalena Scheer, Caritas-Fachreferentin für Sprach-Kitas.
Corona, der fortwährende Zuzug von geflüchteten Kindern nach Deutschland und der Fachkräftemangel stellten das System der Frühpädagogik vor erdrückende Aufgaben. Rund 40 Prozent aller Kita-Kinder hätten einen Migrationshintergrund, für eine gelingende Integration sei ein funktionierende Sprachförderung unerlässlich. „Ein hoch wirksames Förderprogramm zu stoppen, ist nicht nachzuvollziehen“, kritisiert Magdalena Scheer. „Wenn unsere Regierung den frühpädagogischen Bereich aus dem Fokus verliert, gibt sie unsere Zukunft auf.“ Wie effektiv das Sprachförderprogramm ist, belegt eine wissenschaftliche Evaluation des Programms durch ein Team der Freien Universität Berlin und der Universität Bamberg im Auftrag des Bundesfamilienministeriums.
Die zum Jahresende angekündigte Einstellung des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ kam überraschend, denn noch im Koalitionsvertrag war ausdrücklich die Weiterentwicklung und Verstetigung des Programms angekündigt worden. Im Rahmen des Programms werden „Sprachexpertinnen und –experten“ in den Kindertageseinrichtungen ausgebildet und als zusätzliche Fachkräfte eingesetzt. Die aktuell drei Fachberaterinnen beim Caritasverband für das Erzbistum Paderborn bildeten bisher 122 solcher Sprachexpertinnen aus, die dann auch die übrigen pädagogischen Fachkräfte in ihrer Kita für die alltagsintegrierte sprachliche Bildung qualifizieren.
„Es geht darum, sprachliche Defizite bei den Kindern auszugleichen und für benachteiligte Kinder Chancengerechtigkeit wiederherzustellen“, erklärt Magdalena Scheer. Nun sei die Zukunft dieser Sprachexpertinnen unsicher, ihre Expertise für die nötige Förderung von Kindern drohe verloren zu gehen. Denn eine Rückkehr in die normale Gruppenarbeit der Kita, die eine Vergütungsgruppe tiefer angesiedelt sei, werde nicht jede Fachkraft hinnehmen, sagt Magdalena Scheer. „Wo diese Menschen nach ihrer Tätigkeit und Qualifizierung im Programm unterkommen, finden wir nirgends thematisiert. In diesem Bereich sind kaum ausgeschriebene Stellen zu finden.“